Friedrichsfelder Chronik
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1. bis 2. Jhd. n. Chr.
Erste Siedlungsspuren auf der Heide. Nach den ersten Funden 1934, finden Archäologen 1996 ein germanisches Grubenhaus in einem Neubaugebiet im Südosten der Heidesiedlung. Neben germanischen Keramikscherben und den Scherben eines römischen Gefäßes, findet sich auch eine kleine römische Fibel (Gewandspange).
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1870/1871
Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen-Kriegs werden tausende französische Kriegsgefangene in der Nähe von Wesel untergebracht.
Durch den anrückenden Winter werden feste Unterkünfte benötigt. Aus diesem Grund verkauft Carl von der Mark das Gut Friedrichsfeld an den preußischen Staat, sodass innerhalb von sechs Wochen mit französischem Kriegsgeld bis zum 1. November 1870 ein Barackenlager mit über 60 Gebäuden entsteht (zwischen Post- und Spellener Straße und Bülowstraße und B8), in denen vom 01.11.1870 bis zum 11.07.1871 rund 10.000 Gefangene untergebracht werden.
In diesem Zeitraum sterben 248 Franzosen an der Ruhr und den Pocken und werden auf dem späteren Franzosenfriedhof auf der Heide begraben.
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1871-1918
In den Sommermonaten üben preußische Soldaten mit Artilleriegeschützen auf der Heide und schießen auf Ziele in Richtung Testerberge.
Südlich der Heide entsteht außerdem auf dem Gelände des heutigen Waldfriedhofs ein Infanterieschießstand.
Im Ort siedeln sich mehrere Gastwirtschaften und Geschäfte an.
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1914-1918
In Friedrichsfeld entsteht östlich der B8, auf dem Gelände des Sportplatzes „Am Tannenbusch“, aufgrund der nahen Westfront das zweitgrößte Kriegsgefangenenlager im damaligen Deutschen Reich.
Auf der Heide entsteht ein weiteres provisorisches Barackenlager für die zusätzlich einquartierten deutschen Soldaten, dessen Standort sich vermutlich nördlich des Schießstands befand und meist als „Absonderungslager“ bezeichnet wird.
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März 1920
Ruhraufstand. Die „rote Armee“, eine mehrere tausend Mann große Gruppe von Arbeitern aus dem Rheinland und Ruhrgebiet revoltiert gegen die Regierung.
Es kommt im März zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, in denen die Städte für kurze Zeit unter Kontrolle der Aufständischen geraten.
Nach einer versuchten Belagerung der Stadt Wesel drängen Freikorps und Truppen der Reichsarmee die Aufständischen zurück. Es kommt zu Kämpfen im Gebiet der heutigen Stadt Voerde.
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1920-1922
Elsaß-Lothringen, Eupen Malmedy, der Norden Schleswigs, Posen und Westpreußen müssen an die Nachbarländer abgetreten werden. Die Bevölkerung wird vertrieben oder gezwungen die dortige Staatsangehörigkeit anzunehmen, wenn sie dort weiter wohnen möchten.
Aus diesem Grund treffen ab Januar 1921 viele Familien vor allem aus Posen und Westpreußen in Friedrichsfeld ein und wohnen in den folgenden Jahren in den ehemaligen Militärbaracken und den ab 1924 neu gebauten Wohnungen der Wohnbau.
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1943
Durch die stark zunehmenden Luftangriffe auf das Ruhrgebiet werden in dessen Randbereichen Durchgangslager für Zwangsarbeiter eingerichtet. In Friedrichsfeld entsteht ein solches Lager im Jahr 1943 zwischen dem Gebiet des heutigen Marktplatzes und der Poststraße und besteht bis 1945. Mindestens 192 Menschen sterben dort. Auch am Babcockwerk entsteht ein Zwangsarbeiterlager, in welchem mindestens zehn Menschen sterben. Am 14.10.1944 kommen dort nach einem Luftangriff sechs Menschen ums Leben.
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Nach 1945
Die mittlerweile über 70 Jahre alten Baracken, die den Krieg überstanden haben, werden abgerissen.
Zwischen 1948 und 1969 entstehen im Ortskern und auf der Heide mehr als 1700 Wohneinheiten für die ehemaligen Bewohner der Baracken, der Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und Einwohnern aus dem Ruhrgebiet.
Es entstehen unter anderem der Marktplatz, die Park- und die Elisabethschule, das Paurat-Hochhaus an der Alten Hünxer Straße und die katholische und evangelische Kirchen werden neu aufgebaut.