Bürgerhaus

Hilde Buschhoff

Hilde Buschhoff

Lesung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

In diesem Jahr jährt sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 80. Mal. Das Lager wurde zum symbolischen Ort des Gedenkens an die Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung in Europa, aber auch der Ermordung der Sinti und Roma und zahlloser weiterer Gegner des nationalsozialistischen Regimes. Millionen von Menschen wurden an diesem Ort gequält, zur Vernichtung durch Arbeit bestimmt, bestialisch und fabrikmäßig ermordet.

Trotz dieser bedrückenden Erfahrungen der Vergangenheit ist der Antisemitismus nach wie vor lebendig und zeigt sich zunehmend auch wieder öffentlich. Daher ist es den Voerder Kirchen wichtig, dass die Schicksale der aufgrund ihrer Herkunft verfolgten Menschen nicht vergessen werden. Das Erleben einer Einzelperson zeigt zwar nur einen bestimmten Blickwinkel, es bringt uns aber das ansonsten kaum fassbare Ausmaß des Verbrechens näher.

Was Hilde Buschhoff nach 1933 erlebte, hätte jeden treffen können, den der Nationalsozialismus zum Untermenschen deklarierte. Vor 1933 war Hilde eine normale junge Frau, die gerade ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester hinter sich hatte und beruflich und privat durchstarten wollte. Nach 1933 fand sie sich schon bald als Flüchtling in der Nähe von Brüssel wieder. Hildes Vater war im Zuge antisemitischer Agitation aus seiner Heimatstadt Xanten vertrieben worden, so dass Hilde 1913 in Frankfurt zur Welt kam.

Als ihre Eltern, die nach Arnheim geflohen waren, nach dem deutschen Einmarsch dort in Gefahr gerieten, zog Hilde erst nach Arnheim und später nach Amsterdam.

Nachdem die Eltern nach Westerbork deportiert wurden, folgte sie ihnen freiwillig ins KZ. Von dort aus kam sie zunächst nach Theresienstadt und dann nach Auschwitz.

Als eine der wenigen Insassen erlebte sie das Kriegsende in einem zu Auschwitz gehörigen Arbeitslager und schlug sich allein mit einer Freundin nach Deutschland durch, um schließlich nach Amsterdam zurückzukehren.

Hier hat sie im September 1945 ihre Erlebnisse im KZ aufgeschrieben. Später ging sie nach Amerika, wo sie ihre Aufzeichnungen 1950 ihrer Freundin Clara gab. Deren Sohn hat sie 1996 nach Yad Vashem geschickt, wo sie archiviert wurden.

Markus Gehling hat diese Aufzeichnungen im Rahmen seiner Suche nach dem Schicksal der Familie Buschhoff zufällig entdeckt und war von der Dichte und Realitätsnähe dieses Textes so beeindruckt, dass er den ersten Teil dieses Textes zum Gedenken an die Pogromnacht in der Peterskirche in Spellen zusammen mit seiner Frau erstmals öffentlich vortrug. An diesem Abend entstand die Idee, die Lesung am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz mit den Erinnerungen an Auschwitz fortzusetzen.

Auf Einladung des Trägervereins des Bürgerhauses Friedrichsfeld kann diese Lesung im Bürgerhaus in Friedrichsfeld stattfinden. Und damit ganz nah am Wohnort des Leo Herz, der als jüdischer Bürger und Verwandter von Hilde bis 1927 noch in Friedrichsfeld lebte.

Die Lesung der Lebenserinnerungen von Hilde Buschhoff findet am Abend des 27. Januar 2025 ab 19 Uhr im Bürgerhaus Friedrichsfeld, Poststraße 36 statt. Ein Eintritt wird nicht erhoben. Die Lesung wird etwa eine Stunde dauern.

Nach einer ganz kurzen Einführung kommt nur die Autorin selbst zu Wort, mit ihren Erlebnissen, Wertungen und Empfindungen. An diesem Abend kann Markus Gehling auch über das weitere Schicksal von Hilde berichten, das er mit Hilfe jüdischer Familienforscher in den USA inzwischen klären konnte.